Zunächst bin ich es, die mit Herz an der Seite der Angehörigen steht und den Mut aufbringt, ihnen neue Wege zu zeigen. Kurz nach dem Tod eines geliebten Menschen beginnt dieser gemeinsame Weg: zuhören, Stille aushalten, Möglichkeiten eröffnen. Es geht darum, Trauer, Wut, Angst und Fassungslosigkeit ernst zu nehmen — und zugleich zu ermutigen, dem Verlust etwas Eigenes und Würdevolles entgegenzusetzen und zu zeigen, dass heute vieles möglich ist, was eine Bestattung zu etwas Einzigartigem macht. Und dann sind es die Angehörigen, die Schritt für Schritt ihren eigenen Mut finden.

Herz bedeutet dabei, den Menschen und seine Geschichte in den Mittelpunkt zu stellen. Mut bedeutet, ausgetretene Pfade zu verlassen. Beides zusammen schafft Raum für eine Bestattung, die mehr ist als ein Ritual nach Vorschrift.

Denn die Tatsache, jemanden verloren zu haben, bleibt unerträglich. Doch Erfahrung zeigt: Sie wird etwas erträglicher, wenn der Abschied bewusst, individuell und authentisch gestaltet wird. Mut bedeutet, Konventionen zu hinterfragen und stattdessen nach der Form zu suchen, die sich wirklich stimmig anfühlt. Wer über einen Friedhof geht, sieht: Kein Grab gleicht mehr dem anderen. Und glücklicherweise gilt das auch immer häufiger für Bestattungen.

Eine Abschiedsfeier, die nicht aus dem Katalog stammt, sondern den verstorbenen Men-schen sichtbar macht — ob lebendig, still, humorvoll, naturverbunden, tierlieb, kreativ, pragmatisch, romantisch oder eigenwillig — lässt etwas Wertvolles zurück. Am Ende dieses Tages bleibt das Gefühl, dem Tod nicht nur ausgeliefert gewesen zu sein, sondern ihm etwas entgegengesetzt zu haben.

Eine Bestattung, die Raum gibt für Tränen, Wut und Einsamkeit, aber ebenso für Stolz, Mut, Erinnerungen, Lachen und Ruhe, hinterlässt eine besondere Spur: Sie bewahrt die Verstorbenen so in Erinnerung, dass man bald wieder ohne Kloß im Hals von ihnen erzählen kann. Dass man über sie spricht — nicht mit sprachloser Trauer, sondern mit Liebe und Dankbarkeit für das, was sie im eigenen Leben waren und bleiben.